So etwas kann einen echten Kalifornier nicht erschüttern

Yves gibt sich dank seiner kalifornischen Fahrerlaubnis eh schon weltmännisch kalifornisch in jeder Fahrzeugkontrolle und auch sonst sind wir in vielem schon so wie unsere kalifornischen Freunde.

Aber seit Mittwoch können wir nun auch kalifornisch lässig über unser erstes Erdbeben hier berichten.

Anton nutzt seinen deutschen Magen immer noch, um mich um 4:30 morgens aus dem Bett zu schmeißen und sein Frühstück einzufordern. Vorher geht’s immer schnell raus auf unsere Straße – Hundezeitung lesen & Co. Als wir Mittwochfrüh vor unserer Appartmenttür standen, gabs plötzlich ein gewaltiges Rumpeln. Das war aber so schnell vorbei, wie es gekommen war. Ich konnte auch gar nicht sagen, wo es herkam. Anton war überhaupt nicht interessiert, schließlich wartete sein Frühstück im Appartment.

Yves, der das ganze im Bett erlebt hatte, fragte gleich, ob das ein Erdbeben gewesen sei. Ich meinte nur, keine Ahnung. Wir hörten auch keinerlei Sirenen und so ließen wir unserer Müdigkeit ihren Lauf und schliefen wieder ein.

Als wir 2 Stunden später vom Wecker geweckt wurden, checkten wir dann doch mal das Internet. Und siehe da: um 4:44 hatte eine kleines 3.5 Erdbeben den Santa Barbara Channel 6 Meilen südwestlich von Port Hueneme erschüttert. Das ist relativ dicht im Ozean vor unserer Haustür. Port Hueneme beginnt gegenüber von unserem Balkon und erstreckt sich dann über die ganze Fläche der Base und einer Häusersiedlung bis zum Ozean.

Mehr als 3 Sätze gabs in den Zeitungen für das Erdbeben aber nicht. Der Kalifornier gibt sich was das angeht betont tiefenentspannt  – gehören Erdbeben hier doch zum Leben dazu, wie Surfbrett, Sonne, Strand und Meer. Aber diese Lockerheit kann nicht verhehlen, dass – wenn auch gut versteckt – die Angst vor dem großen Erdbeben und seinen Folgen da ist. Ein solches wird von Wissenschaftlern schon länger für Kalifornien vorhergesagt. Das ist auch der Grund, weswegen hier überall Hinweisschilder stehen und im California Welcome Center Flyer ausliegen.

Auch wir hatten und haben so einen Flyer zuhause, denn unser Appartment liegt in einer Tsunamizone. Aber auch wir sind wie echte Kalifornier – ohne ihn nach dem Erdbeben auch nur kurz mal zu lesen – direkt wieder eingeschlafen.